Einfach jede Alien-Invasion!

Maximilian Wust - Alien-Invasion

Einfach jede Alien-Invasion!
Ein Blog von Maximilian Wust

 

Wenn Außerirdische am Kinohimmel auftauchen, dann bedeutet das meist eines: Dass ein Hund noch warnend kann, bevor sie Hochhäuser flach und Menschen zu Senf machen. Der Köter überlebt aber. Kein Hollywood-Regisseur würde es wagen, den besten Freund des Menschen zu töten. Dennoch bringt mich das auf einen Gedanken: Wie stellt sich der moderne Mensch (bzw. Drehbuchautor) eigentlich den Feind aus dem Weltraum vor? Fassen wir mal zusammen!

Angefangen mit …

Bild: Die Harvester
Das Vorzeigebeispiel eines außerirdischen Invasors: Die Massenvernichtungsexperten aus dem Airforce-Werbefilm „Indepememnce Day“.


Ihrer Heimat, nennen wir sie Mars:

  • Erfährt der Zuschauer jemals von der Heimat der Marsianer – z.B. die Venus –, so ist kennt diese nur eine einzige Klimazone. Das Privileg der unterschiedlichen Biome hat im ganzen Universum nur die Erde. Die Merkur ist daher von der Nordspitze bis zum Südpol ein reiner Dschungel-, Eis- oder Wüstenplanet.
  • Oder war es mal. Die Marsianer müssen auch ein bisschen vor Umweltverschmutzung warnen, weshalb sie ihren Planeten längst bis zum letzten Grashalm ausgepresst haben. Wälder aus Fabrikschloten verdunkeln dort einen Himmel ohne Licht, während der steinige Boden von leeren Flussbetten, Hoffnungslosigkeit und Plastikmüll gesäumt wird. Was auf den ersten Eindruck wie Nordrhein-Westfalen klingt (oder wie Brandenburg, das Nordrhein-Westfalen Deutschlands), soll jedoch die Heimat eines raumfahrenden Invasorvolkes darstellen.
  • Wenn doch etwas in diesem Ödland lebt, sind das hochgefährliche Fleischfresser mit vielen Tentakeln – die sich anscheinend nur von Erkundern, Müllsammlern und Autoreifen ernähren, denn sonst gibt’s im Giftmüllland eigentlich nix, was man jagen könnte. Pflanzen fressen ebenfalls alles, was dumm genug ist, die Nase in ihre Blüten zu stecken.
  • Was interessant ist: Wo sich bei Nahrungsknappheit auf der Erde eher die kleineren Tiere durchsetzen, wuchern sie auf dem Saturn in die Höhe und statt primordialen Mägen für die Verdauung von hartnäckigem Grünzeug gibt’s noch ein paar zahnbewehrte Kiefer obendrauf. So ist das im Weltraum: Man kann nie genug Kiefer haben, wie Ridley Scotts Xenomorphs auch anschaulich beweisen.
  • Da ist es kein Wunder, dass die Marsianer so sind, wie sie sind – also brutale Metzelmonster mit einem gewaltigen Arsenal an angeborenen Waffen. Die dominante Lebensform der Erde beispielsweise, das Menschlein, ist schließlich auch das gefährlichste Monster seines Planeten, mit seinen Panzerkrallen, seiner ochsenspaltenden Peitschenzunge und … obwohl, wir haben wirklich Waffen, die jedes Lebewesen auf hunderte Meter töten können, jagen Bestien (wie Löwen, Tiger oder Raubkopierer) zum bloßen Vergnügen und rotten nebenher endlose Spezies aus, einfach nur weil sie unserem Bauplatz im Weg stehen. Das macht sogar tatsächlich Sinn.
Krieg der Welten
Allergisch gegen die Erde: Die Mollusken aus „Krieg der Welten“.


Die Marsianer an sich:

  • … sind allesamt nackt. Immer! Im besten Fall tragen sie noch Raumanzüge, wenn sie nicht sowieso schon auch ohne im Vakuum zurechtkommen. Ihre Haut ist dafür aber mit kugelsicheren Knochenplatten überzogen, die sie aber nicht in Beweglichkeit einschränken. Sie sind flink wie eine Maus in der Pfanne, sehen aber aus wie Orks aus dem Weltraum.
  • Im Allgemeinen schreit alles an ihnen nach Kampf: Statt Händen reichen ihnen Sensen, Stacheln wachsen aus ihren Rücken (was jedes Ankleiden zu einem Alptraum machen würde, hätten sie je von Kleidung gehört), ihr Gebiss durchdringt Stahlplatten und ihre Kopfnüsse lassen Gorillas zerplatzen.
  • Zudem sind sie der Traum eines jeden Rassisten, denn sie sehen wirklich alle gleich aus. Wo sogar Bienen und Wespen Unterschiede aufweisen (ist echt so), scheint diese Spezies per Copy & Paste aus der Klonfrabrik gekrabbelt zu sein. Gerade einmal ihre Anführer fallen durch besonders markante Narben auf.
  • Die aus dem Alltag stammen. Dort herrscht nämlich eine Hackordnung wie sonst in einem Hyänenrudel: Ständig müssen die Chefs ihre Untergebenen anbrüllen, verprügeln oder anderswie körperlich misshandeln, um klarzustellen, dass sie immer noch Chef sind. Wer dann trotzdem zu sehr aufmuckt, wird vom Rudelführer um seine Stoffwechselfunktionen erleichtert, permanent, und anschließend von den Artgenossen gefressen – roh.
  • Gilt auch für alle Alten, Kranken und Schwachen: Wer nicht mithält oder schwächelt, kann vielleicht noch um Gnade winseln (wozu auch immer), bevor man das Mittagessen außerplanmäßig vorverlegt – mit ihm als Hauptgericht. Bei den Marsianern lebt man nämlich den Traum aller amerikanischen Krankenkassen: Bevor Opa pflegebedürftig wird, wird Opa Futter.
  • Charakteristisch gesehen gehört die Spezies auch sonst – trotz ihrer völlig überlegenen Technologie – nicht unbedingt zu diejenigen, mit denen man z.B. über Nietzsches These des Amor fati diskutieren könnte. Im Durchschnitt sind sie wilde Tiere, die fauchend gegen schließende Türen rennen, alles angreifen was komische Geräusche macht (einschließlich menschliches Kinderspielzeug) und wahrscheinlich auch nur schwer stubenrein erziehbar sind.
  • Gesetze gibt es bei ihnen praktisch auch keine. Fühlt sich ein Masianer von einem anderen gestört, steht es ihm frei, sein gelbes Blut über die nächstbeste Zimmerwand zu verteilen. Ob es ihm gelingt oder selbst als Anstrich endet, spielt dabei kaum eine Rolle – man beruft sich anschließend einfach auf irgendwelchen sozialdarwinistischen Blödsinn, von wegen schwächerem Blut, das aussortiert wurde. Das ist auch vermutlich schon vor langer Zeit dem Letzten widerfahren, der Sozialdarwinismus fehlerfrei buchstabieren konnte.
  • Solche Spontanmorde können übrigens nur in der menschlichen Gesellschaft zu fatalen Ausfällen schwer ersetzbarer, hochspezialisierter Fachkräfte führen. Bei den Marsianern behält man nämlich, was man tötet und der Mörder übernimmt ganz einfach den Posten seines Opfers. Ein klug überlegter Krallentanz und so mancher Busfahrer kann sich schon morgen Super-Minister auf die Visitenkarte schreiben.
  • Auf dem Jupiter gibt es entsprechend zwei Möglichkeiten, einen Job zu lernen: Entweder man kann es, autodidaktisch antrainiert, oder man bringt einfach jeden um, der sagt, dass man es nicht kann. Sollten beispielsweise die neuen Untergebenen des gerade erwähnten Busfahrer-Super-Ministers von seiner Arbeitsleistung nicht so begeistert sein (denn Autofahren und Politik haben jetzt nicht so viel gemeinsam, außer dass man im Steuer sitzt), kann er sie einfach solange in Anzahl reduzieren, bis nur noch Ja-Sager übrig sind.
  • Von Ausbildung und Spezialisierung hält man daher auch nicht so viel, dort auf der Merkur. Marsianer schlüpfen sowieso erwachsen aus ihren Eiern, klingenbewehrt, voll ausgebildet und blutrünstig, weshalb ihre Gesellschaft auch keine Schulen oder IHK braucht. Ihre Raumschiffe bauen sie mit eisenharter Handarbeit, genauso wie alle Mikrochips, während man Blaupausen mit Krallen ins Polymer kratzt. Und zwar auf Biopolymeren, die man aus Schwächlingen herstellt.
  • Was auch für die oberste Instanz gilt: Die Königin. Die gesamte Zivilisation der Marsianer, vom RTL 2-Proleten bis zum Leiter einer Impro-Theatergruppe, stammt nämlich aus dem Gebärschlauch einer einzigen Bienenkönigin, die nicht nur sekündlich neue Krieger wirft, sondern auch jeden ihrer Untertanen zu einem Ball zerdrücken könnte, wenn er denn lange genug darum bittet … oder bei einer Aufgabe versagt, die absolut nicht zu erfüllen war. Die Tatsache, dass es eine Königin gibt, ist auch schon das Einzige, was die Angreifer aus dem All mit Insektenschwärmen gemein haben, denn von ameisengleicher Zusammenarbeit sieht man sonst nur wenig. Wie auch von Arbeitern.
Allergisch gegen die Erde: Die Regents aus der Brettspielverfilmung „Battleship“.


Leben und Alltag:

  • Wie die Marsianer zu ihrer völlig überlegenen Technologie gekommen sind, ist auf den ersten Blick nicht ganz nachvollziehbar, genauso wenig wie auf den Zweiten, oder überhaupt. Pluralismus ist für sie ein Taschentuchhersteller, Forschung eine Rattenart aus Argentinien. Sie töten entweder alle Schwachen oder sind grundlegend allesamt einer Meinung. Wer sich z.B. eher gegen das latente Völkervernichten ausspricht, ist entweder längst tot oder nicht existent.
  • Das lässt Raum zur Spekulation offen, ob die Marsianer vielleicht die degenerierten, verrohten Nachkommen einer höheren Spezies sind (so wie heutzutage die Berliner zu den Preußen) oder aber von einer überlegenen Zivilisation erschaffen wurden, die sie irgendwann ausrotteten (denn früher oder später wird in Hollywood jeder Hundehalter von seiner Schöpfung gefressen) – im Wesentlichen sind sie jedoch Affen mit Plasmakanonen.
  • Die sich für Ritter halten. Wenn man sie mal reden hört – oft in gutturalen, kratzigen Grunzlauten mit Untertiteln – faseln sie ständig was von Kriegerehre oder drohen irgendwem. Diese Ehre greift aber nur, wenn jemand eine Nahkampfwaffe parat hat. Außerhalb irgendwelcher heroischen Duelle löschen sie gnadenlos wehrlose Nationen aus. Um fair zu bleiben: Damit unterscheiden sie sich nicht besonders von den Rittern des Spätmittelalters, die immer noch was von Ehre und Tugend faselten, während sie im Ausland ganze Frauenklöster ohne beiderseitiges Einverständnis raubschwängerten.
  • Komischerweise trifft die Qualität ihrer Geräte trotzdem allerhöchste Standards, das „Made In Germany“ der Galaxis. Wo sich irdische Unternehmen Abteilungen für Qualitätsmanagement einrichten, durch den TÜV und verschiedene Zertifizierungsstellen müssen und trotzdem noch Mangelware auf den Markt werfen, machen marsianische Ingenieure einfach keine Fehler (andernfalls werden sie schließlich auch vom enttäuschten Vorgesetzten in mundgerechte Stückchen zerlegt). Ihre Maschinen funktionieren daher immer und ewig, selbst wenn sie nach einem Absturz – sagen wir, in New Mexico – siebzig Jahre in einem Keller liegen und Staub ansetzen.
  • Geld oder jede Art von Eigentum scheint es bei den Marsianer keines zu geben. Wenn jemand etwas will, nimmt er es sich einfach und wenn das jemandem gehört, sorgt er dafür, dass der es nicht mehr braucht. Nie mehr. Für seine Arbeit bezahlt wird man übrigens entweder in Lebenszeit (also, indem man heute nicht umgebracht wird) oder in Nahrung, die als klumpiger Brei aus einem Rohr geschlonzt kommt. Essen ist bei den Marsianern ungefähr so beliebt wie ein Zahnarztbesuch: Man bringt es hinter sich und freut sich, wenn man danach noch lebt.
  • Vergnügen und Zerstreuung sind übrigens nicht viel anders als der ganze Rest ihrer Kultur: Wenn es dort überhaupt die Idee von Belustigung gibt, dann sind das entweder Gladiatorenkämpfe, Tierkämpfe, Kämpfe über Kämpfe (die sich gerne mal bis ins Publikum ausweiten) oder die öffentliche Verfütterung von Störenfrieden an übergroße Raubtiere.
Allergisch gegen die Erde: Die Aliens aus M. Night Schaylalumalans „Signs“.


Die Invasion:

  • Jede ihrer Invasionen beginnt so, als hätten sie noch nie eine geführt und auch keinen einzigen General dazu abgestellt, sich eine auszudenken: Sie zeigen sich und feuern auf alles, was sich auch zeigt: Soldaten, Zivilisten, Hunde, Katzen, Gartentürchen – was sich bewegt, bekommt die volle Breitseite. Dass sie sich bei so viel Kopflosigkeit nicht die ganze Zeit gegenseitig pulverisieren, ist dem Drehbuch geschuldet: Kein Marsianer würde nämlich auf einen anderen schießen. Nur auf klingelndes Kinderspielzeug und Vorhänge, die im Wind wehen.
  • Im Kampf verlassen sich die Angreifer vom Uranus vollkommen auf ihre überlegene Technologie. Schilde schützen sie vor jeder noch so heftigen Attacke, ihre Waffen machen aus allen Zielen Feuerwerk; jeder, der sie berühren oder mit einem Katana halbieren will, wird von einem Kraftfeld zerpudert und supergenaue Sensoren zeigen ihnen stets, wo sich weitere Zielübungen verstecken.
  • Falls die Technologie nicht zieht, überwältigen sie ihre Gegner sowieso mit schierer Überzahl. Aus ihren Raumschiffen starten z.B. so viele Kampfflieger, dass man sich fragt, ob sie noch aus irgendetwas anderem bestehen. Greifen sie zur Infanterie, so sind das stets Horden und keine Heere, die sich eigentlich nur noch gegenseitig auf die Füße treten oder totrampeln (hier wieder: schwächeres Blut, bla, bla).
  • Von Formationen und Taktik halten sie ungefähr so viel wie der FC Bayern, dem sie auch sonst in vieler Hinsicht gleichen: Die schockhässlichen, überzüchteten Marsianer stürmen, von ihrer absoluten Überlegenheit überzeugt, frontal auf den Gegner zu, ballern wild in seine Richtung und agieren auch sonst nicht viel schlauer als irgendwelche Wildtiere zur Balzzeit. Wer das spontane Glück hat, zwischendrin oder danach mit ihnen zu kommunizieren, bekommt nur büffelartiges Schnaufen aus schweißtriefenden Schlündern zu hören.
  • Ähnlich läuft auch der Luftkampf: Die außerirdischen Jägerschiffe sind zwar wendig wie eine Fledermaus und nahezu unkaputtbar, bei der Pilotenausbildung hat man allerdings gespart. Dranhängen und draufhalten ist so ziemlich das einzige Manöver, das so ein Bayernspieler aus dem Weltraum beherrscht. Macht ein menschlicher Pilot z.B. einen Looping (das offensichtlichste aller Ausweichmanöver), ist der außerirdische Gegner eigentlich sofort überfordert und zerplatzt an einem Felsen, einem Flügelmann oder einfach an der Luft.
  • Waffentechnisch haben die Marsschiffe zum Glück auch nicht viel mehr als Strahlen-Gatlings in petto, die geradeaus schießen können – also ausschließlich und nur. Zielsuchende Raketen sind ihnen wahrscheinlich zu langweilig und drehbare Geschütze … na ja, dafür bräuchte man einen zweiten Piloten, der irgendwann versuchen würde, den ersten zu fressen. Ach ja, die wirklich coolen Leute des Science-fiction nennen drehbare Geschütztürme an Raumschiffen übrigens „Vario-Kanonen“. #gelernt
  • Ansonsten ist ihre ganze Kriegsführung sehr an den Ersten Weltkrieg angelehnt: Das bedeutet dogfights, also Nahkampf-Luftkämpfe, Fußtruppen, Mörserartillerie und Panzer, die, auch wenn sie auf drei Beinen laufen, so schwerfällig sind, dass sie von Pferden überholt werden könnten. Interkontinentalraketen oder Giftgas oder aus dem Orbit geschleuderte Asteroiden würden ihnen die Sache mit dem Genozid wohl zu schnell erledigen, weshalb sie gar nicht erst eingesetzt werden. Auch wenn es eher so wirkt, als hätten es diese Ideen nicht mal in die Konzeptphase marsianischer Entwicklungsabteilungen geschafft. Realistisch, denn schließlich sitzen dort nur kampferprobte Busfahrer und Küchenhilfen.
Trottelig, dödelig … und natürlich auch allergisch gegen die Erde: Die Marsianer aus der Kartenspielverfilmung „Mars Attacks“.


Angriffsziel: Erde – aber warum eigentlich?

  • Auf den ersten Blick mag es wenig bis keinen Sinn ergeben, die Erde anzugreifen. Alle dort vorhandenen Ressourcen, wie Metall, Wasser, Bauxit oder Paysafe-Karten sind auch anderswo in Massen vorhanden – beispielsweise in Asteroiden, wo sie auch nicht von wehrhaften Zielübungen mit Schweißporen bewacht werden – oder außerhalb irdischer Zahlungssysteme wertlos. Sklaven nützen in einer hochtechnisierten Gesellschaft auch nicht mehr viel, es sei denn man schikaniert gerne staatlich subventionierte, weil sonst arbeitslose Putzkräfte. Ebenso bietet die Erde keinen echten, neuen Lebensraum, vor allem wegen der ganzen Pollen und fremden Bakterien. Die Gründe für eine Erdinvasion können also nur noch folgende sein:
  • Öl: Öl gibt es auf dem Mars keines und auch nicht im Asteroidengürtel, denn für Erdöl – also damit man seine eigenen Vorfahren in den Tank füllen kann – braucht es Millionen Jahre der biologischen Sedimentation. Und traut man der amerikanischen Automobil-Industrie gibt es dafür auch keine Alternative (wie z.B. Sonnenlicht, Wasserkraft, Windkraft, Sonnenlicht, Uran oder Sonnenlicht oder beinah unbegrenzt vorhandenes, hochenergetisches, lebenschaffendes Sonnenlicht!).
  • Gehirne: Kann man z.B. Rhodium noch aus Asteroiden kratzen – denn auch marsianische Kampfschiffe sollten der Umwelt zuliebe mit Katalysatoren ausgestattet werden – sind Gehirne galaxisweit ein kaum vorhandenes Gut. Das verstand beispielsweise der Nicht-ganz-Blockbuster Skyline und ließ seine Invasoren zur Gehirnernte antreten, um daraus Computerchips zu machen. Aus Gehirnen. Von Menschen. Also, die Spezies, die einfach mal zehn Jahre lang Gluten zur Ursache all ihrer Probleme erklärte, einfach, weil man diese nicht bei sich selbst suchen wollte. Und solche Gehirne steckt man sich auf die Platine? Freiwillig?
  • Umweltschutz: Die Menschen sind so böse. Eigentlich wäre die Erde ja ein Paradies des Gleichgewichts, wenn da nur der blöde Mensch nicht wäre. Entfernt man ihn, per Massenvernichtung, kann der blaue Planet endlich wieder durchatmen und in den Zustand totaler Glückseligkeit zurückkehren. Wo der Löwe die Nachkommen seiner männlichen Konkurrenten zerfleischt. Wo Mäuse ihre Kinder totbeißen, weil sie sich nicht mehr daran erinnern, gerade eine Geburt durchgemacht zu haben. Wo Katzen ihre Beute quälen, um sie für den finalen Biss zu ermüden. Wo Hyänenweibchen Pseudo-Penisse haben, um die Männchen in die niedrigen Ränge runterzubumsen. Wo Enten so oft vergewaltigt werden, dass ihre Geschlechtsorgane labyrinthisch angelegt sind, so dass nur der gewünschte Erpel hindurch kommt. Wo so viel Mord und Tod herrscht, dass nahezu jedes Lebewesen von Natur aus scheut (also, vor Todesangst die Flucht ergreift). Was für ein Paradies …
  • Unterwerfung: Denn jedes intergalaktische Imperium braucht einen Hinterwäldler-Planeten, wo man noch zu Superwesen in den Wolken betet; verlogene, also offensichtlich verlogene und leicht widerlegbare Schreihälse zu politischen Führern wählt und sich immer noch nicht entscheiden kann, ob Licht nun Teilchen oder Welle ist.
  • Religion:Wir sind das einzige und wahre Volk, dem die Götter das Existieren erlauben und daher müssen alle anderen, diese ungläubigen Fehler der Natur, aus der Existenz korrigiert werden“ – ist ein Dogma, das man mit sauberer Massenvernichtung besser erledigen könnte. Außerdem kommen die Marsianer von der Venus und nicht aus dem Nahen Osten.
  • Waffentest: Der wahrscheinliche einzige Grund, warum sich die Marsianer überhaupt die Mühe eines klassischen Genozids machen, anstatt die auf iPhones vernarrte Subspezies des Affen mit beschleunigten Asteroiden kleinzustempeln, ist ein Waffentest. Taugt dieses neue Gewehr? Kann dieses Kampfschiff auch von einem Busfahrer mit Aggressionsproblemen gesteuert werden? Hinterlässt ein zu Schleim zerspitzter Feind böse Flecken auf der Rüstung? Das lässt sich doch am besten per Großangriff herausfinden!
  • Hamster: Sie sind unglaublich putzig, können ihren halben Haushalt in den Backen mitführen und wenn man sich ihre Schnauze ans Ohr hält, hört sich ihr Geschnuffel so an, als würde sich eine Kakerlake durchs Trommelfell graben. Hamster wären definitiv ein Grund, die Menschheit auf die Liste der bedrohten Arten zu setzen und vermutlich besser nachzuvollziehen, als jeder andere, den Hollywood bisher geliefert hat. Sie sind aber auch so verdammt niedlich, mit ihren Stupsnasen und ihren niedlichen Kulleraugen!
Bild: Battle Los Angeles
Durstig: Die wasserstehlenden Plastik-Actionfiguren aus dem Army-Werbevideo „Battle Los Angeles“.


Sieg:

  • Der Sieg über die Marsianer ist im Regelfall gar mal nicht so einfach. Während sie zwar militärische Ziele meist unangetastet lassen (wahrscheinlich explodiert dort einfach zu wenig), radieren sie gerne Großstädte aus. Und zwar alle. So eine Invasion könnte also verlustreich werden, zumindest wenn man in den USA demokratisch wählen geht. Andernfalls verliert man nur die arroganten Trottel aus den Küstenregionen, die sonst was von sich halten, weil sie Sozialdarwinismus richtig buchstabieren können.
  • Mit etwas Glück löst sich das Problem aber von selbst und die martial-veranlagten Touristen aus der Andromeda-Galaxie sind einfach gegen die Erde allergisch, ob jetzt gegen unsere Viren, unser Wasser (in dem sie sich auflösen, als wären sie Brausetabletten) oder das Sonnenlicht. Das macht dann den ganzen Angriff einfach zu einem Wartezimmererlebnis. Ein paar gute Zeitschriften, etwas Geduld und die Sache ist ausgestanden. Tjo, kommt davon, wenn man kollektiv nur stur einer Meinung ist – da gibt es dann auch niemanden, der den Plan nochmal auf seine alleroffensichtlichsten Fehler überprüft.
  • Ansonsten ist der Schwachpunkt der Marsianer ihre schon fast perverse Obsession für Zentralisierung. Alle Jägerschiffe werden immer von einem Punkt aus gesteuert (die Piloten darin sind dann wirklich nur Zierde), ebenso wie alle Fahrzeuge, alle Operationen und auch alle Türen. Die IT der Marsmenschen ist ungefähr so, als hätte sie ein ungeduldiger Irrer mit null Sinn fürs Micro-Management entworfen – ein Busfahrer, zum Beispiel.
  • Radiert man dieses Zentrum aus (das selten besser bewacht wird, als ein Plumpsklo im Feldlager), fällt die außerirdische Kriegsmaschinerie augenblicklich in sich zusammen. Und aus. Also, so richtig aus, als hätte man den Stecker gezogen: Flugzeuge stürzen unkontrolliert zu Boden, Panzer bleiben stehen, ja auch die Krieger fallen einfach um. Manchmal explodieren sogar alle größeren Raumschiffe, weil wohl sogar das Kühlsystem über einen Knotenpunkt im Mutterschiff geregelt wurde.
  • Selbiges gilt auch für ihre ganze Zivilisation und die Königin. Verpasst man nämlich der eierlegenden Anführerin eine Atombombe zwischen beide Augen, stirbt die ganze Spezies weg und das in Minuten. Ein Glück, dass die Alte niemals krank geworden ist oder sich böse den Kopf gestoßen hat.
  • Falls es sich übrigens als notwendig erweist, ihre Technologie zu adaptieren, so wird das gar nicht so schwer sein. Während ihre Ingenieurskunst sonst geradezu perfekt ist, sollte es sich als unglaublich leicht erweisen, darin einen fatalen Fehler zu finden – wie ein schlechter Schutz gegen Computerviren oder dass ihre Schilde herunterfahren, wenn man einen Hamster dagegen wirft oder der das gute, alte „Vorsicht! Hinter dir!“. Irgendetwas eben, das die ganze Invasion stoppen kann, wenn nicht gleich der Selbstzerstörungsknopf für alles. Das ist in etwa so, als würde ein Steinzeitmensch ein Handy finden und damit in ein paar Stunden die ganze Telefongesellschaft lahmlegen.
  • Wo wir gerade von Selbstzerstörung sprechen: Alles im Weltraum kann das. Jedes Schiff, vom Träger bis zum Jäger, jedes Fahrzeug, jedes Gewehr, jede Schutzbrille, jede Rolle Klopapier kann per Knopfdruck unbrauchbar gemacht werden. Und zwar nicht im irdischen Sinne, wo dann ein paar Mikrochips durchschmelzen, sondern in orgasmischen Feuerexplosionen. Nicht, dass am Ende auch nur ein Staubkorn für den Feind zurückbleibt. Oder ein Soldat. Oder der Boden, auf dem er stand.
  • Ansonsten gilt immer im Falle einer Infiltration: Belüftungsschächte sind Fußgängerzonen, die an allen Sicherheitsvorkehrungen vorbeiführen. Mit etwas Glück trifft man dort sogar einen leicht verschrobenen Überlebenden, der vor dreißig Jahren entführt wurde und sich seitdem von Fugendichtmasse und Kühlflüssigkeit ernährt hat.
Bild: Cowboys VS Aliens
Für Gold gegen Cowboys kämpfen: Die Demons aus „Cowboys VS Aliens.“


Fazit:
Stell dir vor, du kommst in ein fremdes Land, gehst mal der Neugier halber durch ihre Mediatheken (wie Streamingdienste oder Videoläden) und findest eine riesengroße Auswahl an Filmen, die darum geht, wie man dich umbringt. Schlimmer noch: Dich bekämpfen und töten ist ein ganzes Genre, in das riesige Summen geblasen werden. So sehr es dich vielleicht ehrt, ein klein wenig mulmig könnte dir dabei schon werden. So könnten sich die Besucher vom andern Stern fühlen, wenn sie dann ihr erstes Netflix-Abo abgeschlossen haben.

Intellektuell und technologisch völlig überlegen akzeptieren die Außerirdischen jedoch die Marotten unserer primitiven, kriegsgeilen Spezies, schütteln lächelnd den Kopf und versklaven uns kurzerhand mit einer Armee aus selbstreplizierenden Robotern. Die nächsten zehntausend Jahre verzüchten sie den Homo sapiens sapiens anschließend zu Drogenschnüffelmenschen mit Nasenlöchern so groß wie Münder oder familienfreundlich mit aus dem Schädel quellenden Manga-Augen. Zu bulligen, kurzatmigen Kampfmenschen, die dann vor bei allem beim Alien-Äquivalent des rechtsradikalen Sozialhilfeempfängers beliebt sind oder grazilen, windigen Knochengerüsten, die aber einen Schönheitswettbewerb nach dem anderen gewinnen und aus der siebten Generation der Verinzestung stammen (was man aber Kreisveredelung zur Eigenschaftsausprägung nennt). Statt Gassi geht man mit dem geliebten Nacktaffen Stammtischi und die ekligen Wackelklöten der Männchen schneidet man lieber noch vor der Geschlechtsreife weg. Ist auch besser so, weil die rammeln sonst jede Obstschale. Tierschützer setzen sich auf Sozialen Medien für Menschenrechte ein und gönnen sich dann heimlich doch ein Menschensteak, während Papa Alien seiner Tochter Alien endlich den langersehnten Afrikanermischling kauft. „Aber wehe, ich erwisch‘ ihn bei Rauchen in der Wohnung!“

Und am Abend zieht sich dann Opa Alien eine Doku über die Auswilderung eines „geretteten“ Menschen rein. „Ah, die Wildmenschen haben Jobulix also aufgenommen und Harald genannt. Hier unterzieht er sich einem klassischen Aufnahmeritual ins Rudel, das die Menschheit Anmeldung beim Einwohnermeldeamt nennen. In den folgenden Wochen wird er die gesetzlich vorgeschriebene Krankenversicherung erfahren, die Rudelpflege erkrankter Mitglieder. Mit der Suche nach einem Sexualpartner tut sich Jobulix bisweilen jedoch schwer. Als sogenannter Immigrant wurde er zwar in die Rotte aufgenommen, erfährt aber weiterhin ein krankheits- und ressourcenbedingtes Misstrauen. Ein Integrationskurs, entworfen von den Rudelführern, soll hierbei Abhilfe schaffen und ihn in die Gepflogenheiten seiner neuen Gemeinschaft einfügen. Andernfalls kann er auch versuchen, seine Scheu mit Ethanol überwinden, einem energiehaltigem Nervengift, das, mit Fruchtsaft verdünnt eingenommen, schon seit Generationen die beiderseitige Hemmschwelle für Vermehrungsaktivitäten senkt. Leider steigert es jedoch auch das Aggressionspotenzial, wie hier nun bei Jobulix, der jetzt Kontrahenten gefunden hat. Diese, zahlenmäßig überlegen, praktizieren eine Technik, die sich das Entfernen biologischer Abfallstoffe durch die Übertragung von kinetischer Energie nennt, oder kurz: Sie prügeln die Scheiße aus ihm raus.“

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