Mein erstes Buch

Maximilian Wust - Schatulle verpixelt

Mein erstes Buch
Ein Blog von Maximilian Wust

Ich hätte vielleicht feiern sollen. Oder vor Freude schreien und durch die Wohnung tanzen, meine beste Freundin anrufen oder es in Großbuchstaben in unseren Whatsapp-Familienchannel rausposaunen sollen. Es vom Balkon in die Stadt brüllen.

Stattdessen tat ich nichts. Als ich die Mail erhielt, dass mein Roman gedruckt werden würde, war mein erster Gedanke ein Zweifel: Ob sich das lohnt? Ob der Verlag das Geld, das er in diese Printfassung, in meine Lektorin und nicht zuletzt in mich investiert hat, wirklich wieder reinholen kann? Es ist ein Gedanke, der Gedanke, der mein ganzes Leben wie einen roten Faden durchzieht: Kann ich bringen, was man von mir verlangt?

Wie auch immer: Es ist nun soweit.

Mein Roman ist erschienen, ist draußen, veröffentlicht, gedruckt und als eBook, auf Amazon, für den Kindle, bei Thalia, in den tempelartigen Hallen vom Hugendubel und der Buchhandlung um der Ecke.

Nicht über den Freeclimbing-Akt einer Selbstveröffentlichung, nicht über die Traumräuber von den Kostenvorschussverlagen, nicht einmal über eine Agentur, sondern direkt über einen Verleger, der bizarrerweise mich gefunden hat.


So viele Fragen
Ich weiß, rein marketingtechnisch sollte ich nun einen weichgespülten Werbetext liefern, von wegen welches Erlebnis es sein wird, meinen Roman zu lesen und danach vom Abenteuer der Romanschreiberei erzählen … aber genau das werde ich nicht tun. Wenigstens hier will ich ehrlich sein.

Zuerst frage ich mich, wie sich wohl die Tausende und Abertausende anderer Autoren, die das vor mir geschafft haben, in diesem Moment fühlten. Was verspürten sie, als ihr Roman in die Regale kam? Waren sie hellauf begeistert? Sahen sie sich schon – so ein bisschen größenwahnsinnig – als der nächste Patrick Süßkind oder J.K. Rowling, mit Millionenauflagen und Tausend Fanmails am Tag? Hatten sie Zweifel? Hatten sie Angst? Oder litten sie auch unter der kalten Befürchtung, nun am Höhepunkt ihrer Karriere zu stehen und bald wieder aufgrund mangelnder Verkaufszahlen in der Vergessenheit zu verschwinden? Für die meisten, wie auch mich, ist das erste Buch der erste und letzte Versuch. Sollte er scheitern, ist meine Schriftstellerlaufbahn auch schon wieder vorbei. Wie sahen das die anderen Schreiberlinge?

Ich hoffe, ich lerne noch genug Autoren kennen, um ihnen genau diese Frage zu stellen.

Als nächstes überlege ich, wie erfolgreich wohl das Land der verlorenen Dinge werden wird. Nelles ist ein Kleinverlag. Die Leute dort arbeiten hart, sind allesamt multitalentierte Allrounder und opfern wirklich für ihre Firma sich auf – aber macht uns das zu einem Konkurrenten gegenüber Heyne, der angeblich bloß mit dem Finger zu schnippen braucht, um seine Neuerscheinungen in die vordersten Regale der besten Büchereien zu zaubern?

Ich habe einen Videoclip animiert (KLICKSTE HIER!), in über vierhundert Stunden Stop-Motion-Detailarbeit und zusammen mit einem guten Freund eine komplexe Website für alle gängigen Ausgabegeräte erstellt (nämlich diese hier) – aber reicht das gegen Bastei-Lübbe, die mit einem Räuspern Lesereisen von Altötting bis Flensburg organisieren können?

Muss ich das überhaupt? Also, mit den Großen konkurrieren. Kann man da nicht irgendwie koexistieren und trotzdem sein Verkaufsziel erreichen?

Werde ich wieder Hater anziehen? Wird überhaupt jemand den Roman mögen? Freunde sind Freunde und Testleser werden ja irgendwo dafür bezahlt.


To infinity and beyond

Aber falls alles gut geht, falls mein Roman sein Verkaufsziel erreicht, habe ich noch so viele Geschichten zu erzählen. Tausende. Keine Übertreibung! Von Science-fictions, Komödien, Dramen, Horror, Western bis zu Weird Fantasy-Abenteuern. Von der Liebesschnulze bis zum vorarephilen Fetisch-Alptraum. Meine Lebenszeit würde dazu nicht ausreichen.

Und dieser Gedanke gefällt mir.

Strand bei Sonnenaufgang

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