„Ich wollte auch schon immer mal ein Buch schreiben.“

Bild: Ich wollte auch immer schon ein Buch schreiben

„Ich wollte auch schon immer mal ein Buch schreiben.“
Ein Blog von Maximilian Wust



In diesem Blog gebe ich nun Tipps für andere Schriftsteller, was ich eigentlich gar nicht darf. Ich bin kein großer Autor, ich bin kein guter Autor. Genau genommen ist die Romanschreiberei für mich nicht viel mehr als ein Nebeneinkommen. Daher bitte ich darum, meine Tipps nicht als einen goldenen Weg ins Leben als kreativer Schreiber zu sehen, sondern bestenfalls als Anregung zu betrachten.


Er begleitet mich nun schon wirklich lange. Ich hörte ihn mit 18, als ich meinen ersten, richtigen Roman namens After Earth schrieb (nein, er wurde nicht mit Will Smith verfilmt). Ich hörte ihn, als ich Land der verlorenen Dinge fertigstellte, als ich mich auf die Suche nach einem Verlag machte und auch, als mich Jahre später einer fand. Er kam von Freunden, entfernten Bekannten, spontanen Begegnungen und sogar von einem One-Night-Stand im „Gespräch danach“.

Ich wollte auch schon immer mal ein Buch schreiben.

Eigentlich sollte er bei den Sätzen, die ein Autor nicht (mehr) hören will auseinander genommen werden, da ihn wirklich sämtliche meiner schreibenden Bekannten zur Hölle oder wenigstens aufs Unterdeck der Titanic wünschten. Aber das brachte ich nicht übers Herz.

Diese Aussage ist keine Kritik, sie ist keine unhöfliche Aufforderung, keine obskure Psychoanalyse oder seltendämliche Frage, sondern eine sanfte Form von Neid, wenn nicht sogar Selbstmitleid mit einem Leben, das hätte farbenfroher verlaufen sollen. Warum sollte ich das hassen?


„Warum hast du es noch nicht getan?“
Ist die einzige vernünftige Reaktion, die mir bisher dazu einfiel. Im Gegensatz zu „Mach es doch einfach!“ regt es den Fragenden wenigstens dazu an, nach einer Antwort zu suchen.

Diese fällt jedoch oft gleich aus:


Keine Zeit!
Ein Vollzeitjob, Beziehung, Freunde, abends bin ich zu geschafft, am Wochenende will ich auch mal Zeit mit meinem Partner verbringen, dann ist da noch das Fitnessstudio, vielleicht ein, zwei Kinder, ein Pferd und dazwischen muss ich mich auch um den Haushalt kümmern – irgendwie so klingt meistens die Ausrede. Denn sorry, genau das ist es: Eine Ausrede.

Ich habe all das auch (außer Kinder und Pferde, dafür arbeite ich nebenher selbstständig), genauso jeder andere Halb-Hobby-Schriftsteller, den ich bisher kennenlernen durfte. Der Unterschied ist nur, dass wir uns die Zeit nehmen. Ja, oft müssen wir sie freischaufeln oder auf den einen oder anderen Event verzichten, aber schlussendlich haben wir auch nicht mehr Stunden am Tag als jeder andere auch. Ich z.B. komme meist um 18-19 Uhr nach Hause, mache mir ein kleines Abendessen, spiele zwei Stunden am Computer oder lese und gehe dann an die Arbeit und das bis Mitternacht. So entstand u.a. diese Website hier. Am Wochenende nehme ich mir einen Tag frei, den anderen arbeite ich bis zum Abend durch. Das ist elend, kann sehr stressig sein, ist aber der einzige Weg, wie ich an meine nötige Dosis Kreativität komme.

Da ich hier niemandem empfehlen will, sich auf einen Teilzeitjob herabzustufen (keine Kohle, keine Rente, macht sich nicht gut im Lebenslauf), kann ich nur den einen Tipp geben, den jeder andere Autor auf seiner Seite empfiehlt: Nimm dir die Zeit! Selbst wenn es nur zwei Stunden alle drei Tage sind. Tatsächlich gewöhnt man sich an den neuen Zeitplan schneller als man denkt. Nach zwei, bis drei sehr unangenehmen Wochen ist man drin. Wie beim Joggen.

Probier’s doch einfach aus: Direkt nach Feierabend ein, zwei Stunden ausspannen, dann Playlist mit atmosphärischem Soundtrack anschmeißen (am besten Filmmusik oder Game-Soundtracks) und wenigstens eine Stunde lang deine Story abtippen. Das Ergebnis wird dich überraschen!

Bild: Novelist-Meme

Ich bin nicht gut genug!
Fick dich!

Ernsthaft: Fick dich!

Ich bin scheiße und wurde von einem Verlag entdeckt! E.L. James ist richtig scheiße und hat ihren Hausfrauenporno über 125 Millionen mal verkaufen können! Günther Grass war auf einem epischen Level scheiße und gilt jetzt schon als zeitloser Klassiker!

Also fick dich und such dir ein anderes Argument, warum du es nicht versuchen kannst. Die Argumentationskette „Ich kann nicht abnehmen, weil ich nicht dünn bin“ ist leider für geschiedene Frauen über 50 auf Facebook vorbehalten.

Von Bildern im Kopf zum Text auf Papier
… ist es trotzdem noch ein weiter, steiniger Weg. Viele Menschen haben ausgearbeitete Ideen oder farbenfrohe, reiche Settings im Kopf, sehen die Charaktere vor sich, wie sie reden, kämpfen, siegen und fallen – und genau da beginnt meistens schon die erste Hürde: Sie sehen Filme. Was sich in ihren Köpfen abspielt, sind kinoreife Blockbuster mit unbegrenztem Budget und Hintergrundmusik von Hans Zimmer. Wie man diese allerdings zu Buchstaben, dem langweiligsten aller Erzählmedien reduziert, ist ihnen mangels Erfahrung fremd.

Die traurige Wahrheit ist: Als Text sind Schießereien oft langweilig, Verfolgungsjagden oft wirr, explodierende Raumschiffe zu ausführlich beschrieben und heißer, kompromissloser Sex manchmal einfach nur peinlich (jedenfalls, wenn ich ihn schreibe). Große Abenteuer-Autoren wie Michael A. Stackpole  oder Chuck Wendig („Star Wars Aftermath“) haben aus Actionszenen im Roman eine Wissenschaft gemacht und scheitern nach eigenen Aussagen trotzdem regelmäßig daran. Alle anderen mussten irgendwann lernen, dass geschriebene Kampfszenen vor allem durch Wendungen leben, wenn wichtige, geliebte Charaktere ganz plötzlich sterben oder einer ganz entscheidenden Eigenschaften geraubt werden – wie ein Magier, der nicht mehr zaubern kann oder ein brillanter Scharfschütze, der geblendet wird. Und Sex ist sowieso eine ganz eigene Schule für sich.

Zum Thema Bilder im Kopf hat der Newcomer Marcus Johanus einen recht anregenden Blog geschrieben: Wer seine Leserinnen erreichen will, muss bessere Filme schreiben.

Bild: Schreiberei

Just Do It!
Trotzdem, auch wenn da bisher nur ein Film im Kopf existiert, kann ich nur dem beipflichten, mit dem Nike billige Schuhe aus Sklavenhaltung verkauft: Tu es!

Schreibe dein Buch!

ABER fang davor klein an! Von Null auf Roman ist für einen ungeübten Schreiber zu groß. Wer Bodybuilder werden will, greift auch nicht im ersten Training nach den 50-Kilo-Hanteln (bzw. das macht er einmal, schnauft dann recht verzweifelt und legt sie wieder zurück).

Mein Tipp lautet daher: Kurzgeschichten.

Nimm dir zwei Stunden Zeit, in denen du mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht gestört wirst und schreib eine Kurzgeschichte!

  • Keinen Tagebucheintrag, keine Verarbeitung deines Alltags,
  • sondern eine Geschichte,
  • zwei Word-Seiten lang (in Arial 10, mit 1,5-fachem Zeilenabstand)
  • und das in ähnlicher Struktur, wie du sie damals in der Grundschule gelernt hast, mit Einleitung, Hauptteil, Höhepunkt und Schluss,
  • mit Charakteren, die du dir frei ausdenkst.
  • Wenigstens eine Einzige!

Solltest du das durchhalten und sie wirklich aufs Blatt bringen, hast du mehr geschafft, als die meisten anderen, denen der Wunsch vom eigenen Buch von den Lippen ging. Der erste Schritt ist auch beim Schreiben der schwerste.

Bild: Frische Cocktails
Abb. 2: Bild von kühlen Drinks, das irgendwie Zuversicht und Unterstützung vermitteln soll, obwohl es eigentlich nullinger mit dem Thema zu tun hat.

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